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DGB Schweinfurt warnt vor Altersarmut und fordert bessere Renten

Keiler Helles

SCHWEINFURT – Der DGB Kreisverband Schweinfurt warnt vor den Folgen des weiter absinkenden gesetzlichen Rentenniveaus und verlangt einen Kurswechsel in der Rentenpolitik.

„Männer, die 2015 in der Stadt Schweinfurt erstmals eine gesetzliche Altersrente bezogen haben, erhielten im Schnitt nur 953 Euro pro Monat und damit exakt 200 Euro weniger Rente als Männer, die im Landkreis Schweinfurt wohnen“, erklärt Frank Firsching, Vorsitzender des DGB Kreisverbands Schweinfurt. „Noch schlimmer ist die Situation für viele Frauen. Denn im Durchschnitt mussten Frauen in der Stadt mit 560 Euro auskommen. Im Landkreis waren es 13 Euro weniger, nämlich 547 Euro.“

Zum Vergleich: Die bundesweit erreichten Zahlbeiträge der Neurentner im Jahr 2015 beträgt bei den Männern 1048 Euro und bei den Frauen 652 Euro.

Die regionalen Abweichungen erklärt sich der DGB Kreisvorsitzende wie folgt: „In den Schweinfurter Vororten haben sich viele Facharbeiter mit ihren Familien niedergelassen und ein Häuschen gebaut. Sie arbeiten in der Schweinfurter Industrie, werden über gewerkschaftlich erstrittene Tarifverträge anständig bezahlt und können sich deshalb über vergleichsweise höhere Rentenbezüge freuen. Ein Effekt dieser Entwicklung ist dann eine deutlich höhere Durchschnittsrente von 1.153 Euro in der Gebietskörperschaft Landkreis Schweinfurt.“

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Es zeigt sich jedoch erneut, dass Frauen nur gut die Hälfte der Durchschnittsrente von Männern erreichen. Dies ist unter anderem auf die niedrigere Erwerbsbeteiligung von Frauen zurückzuführen. Zudem sind sie wesentlich häufiger mit reduzierten Arbeitszeiten und dem sich ausweitenden Niedriglohnsektor konfrontiert. Sie arbeiten außerdem häufig außerhalb des Geltungsbereiches von Tarifverträgen.

Bei den genannten Beträgen handelt es sich um Durchschnittswerte. Das bedeutet, dass auch deutliche Abweichungen nach unten keine Seltenheit sind. Und das, obwohl die gesetzliche Rente für viele, die wichtigste Versorgungsform im Alter, wenn nicht sogar die einzige darstellt. Das bestätigt der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung. Bezogen auf die bayerische Armutsgefährdungsschwelle von 1.025 Euro im Monat erreichen mehr als drei Viertel der Frauen und etwa ein Drittel der Männer diese Schwelle nicht.

Für den stellv. DGB Kreisvorsitzenden Jens Öser gibt das ständig sinkende Rentenniveau Anlass zur Sorge: „Eine Rente, die zur Jahrtausendwende 1000 Euro wert war, wird im Jahr 2030 nur noch 800 Euro wert sein. Dieser Verfall muss gestoppt werden. Dafür streiten wir!“

Durchschnittsverdiener hätten mit dieser geplanten Absenkung des Rentenniveaus immer größere Schwierigkeiten, ihren Lebensstandard im Alter auch nur annähernd aufrechtzuerhalten. „Besonders hart trifft der Sinkflug der Rente aber Menschen mit kleinen Einkommen. Sie laufen sogar Gefahr, lediglich Rentenansprüche zu erwirtschaften, die unterhalb der Grundsicherung liegen“, so Öser. Bereits heute sind mehr als 122.000 Rentnerinnen und Rentner in Bayern auf Grundsicherung angewiesen. Das entspricht einer bayerischen Großstadt wie Würzburg. Seit 2007 ist das ein Anstieg um rund 36.000 Menschen.

Damit dieser Trend umgekehrt werden kann, fordert der Vorsitzende des DGB Schweinfurt: „Wir müssen unser Rentensystem nachhaltig sichern. Der entscheidende Schritt ist die Stabilisierung des Rentenniveaus. Langfristig brauchen wir zudem eine deutliche Erhöhung. Das alles ist machbar. Der DGB schlägt vor, den Beitragssatz moderat schrittweise anzuheben – auf 22 Prozent bis 2030.

Zudem müssen gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die ‚Mütterrente‘ konsequent aus Steuermitteln statt aus Beitragszahlungen der Versicherten finanziert werden. Allein die an sich richtige ‚Mütterrente‘ kostet die Versicherten sieben Milliarden Euro pro Jahr. Damit wäre eine Stabilisierung des Rentenniveaus finanzierbar und eine Rentenpolitik, die ein würdevolles Leben im Alter sichert, möglich“, betont Frank Firsching.



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