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Aufschwung nicht für alle: Die Leiharbeit verbreitet sich laut DGB in Schweinfurt

SCHWEINFURT – Kaum Arbeitslosigkeit? Soviel Beschäftigung wie noch nie? Die Unionsparteien lobpreisen den Arbeitsmarkt in diesen Tagen des Wahlkampfs besonders gern. Doch ganz so schön sei es nicht, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) betont.

„Der Arbeitsmarkt ist gespalten“, sagt DGB Regionsgeschäftsführer Frank Firsching, die entstandenen Jobs seien Teilzeitjobs, Mini- Jobs, Leiharbeit oder nur befristet. Viele davon im Niedriglohnbereich, der weiter wachse. „Der DGB fordert angesichts der Ablösung von regulärer Vollzeitarbeit durch die Leiharbeit eine entschlossene Bekämpfung des Niedriglohnsektors durch die Allgemeinverbindlichkeitserklärungen von Tarifverträgen“, sagt der Vorsitzende des DGB Kreisverbandes Schweinfurt, Martin Schmidl. „Zusätzlich braucht es ein gesetzliches Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit und die Abschaffung sachgrundloser Befristungen“, führt Schmidl weiter aus.

In der Stadt Schweinfurt hat die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung seit 2003 zwar um 11,6 % zugenommen, die Wachstumsrate bei der Leiharbeit fiel im selben Zeitraum mit 395,4 % jedoch rund 34-mal höher aus. Mittlerweile werde in Schweinfurt 1.496 Leiharbeitsverhältnisse gezählt. „Das ist ein Betrieb in der Größenordnung des Leopoldina Krankenhauses“, verdeutlicht Schmidl.

Auch in den vergangenen beiden Jahren wuchs die Leiharbeit mit 10,9 %, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Allgemeinen sank hingegen sogar um 1,5 %, heißt es in einer DGB Pressemeldung. „Neben der meist deutlich schlechteren Bezahlung haben Leiharbeitende auch aufgrund der Befristung ihrer Arbeitsverhältnisse deutlich unsichere Perspektiven als regulär Beschäftigte“, so Firsching, er fordert: „Dem Niedriglohnsektor im Allgemeinen und der Leiharbeit im Besonderen muss die kommende Bundesregierung entschlossener als bisher begegnen.

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Ein Instrument dafür sind Allgemeinverbindlichkeitserklärungen von Tarifverträgen, denn so könnte man der Losung ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit` in einer Branche tatsächlich gerecht werden.“ Das helfe auch den Unternehmen, die anständige Löhne zahlten. So könnte Lohndumping zum Wettbewerbsvorteil unterbunden werden. Darüber hinaus dürften Leiharbeiter nicht wie bisher einfach durch neue ersetzt werden, sondern müssten nach spätestens 18 Monaten in den Einsatzbetrieb übernommen werden.

Über 30 % der Beschäftigten in Schweinfurt arbeiten inzwischen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen wie der Leiharbeit, in Teilzeit, haben befristete Verträge oder als Mini- Jobber. Unter den weiblichen Beschäftigten liegt der Anteil sogar bei über 56 %, beide Werte sind seit 2003 gestiegen. „Von Geschlechtergleichheit sind wir hier noch meilenweit entfernt, mehr als 76 % der atypisch Beschäftigten sind Frauen. Zu Jubelarien aufgrund des Wahlkampfs besteht also noch kein Grund. Der Arbeitsmarkt muss wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden“ fordert Gewerkschafter Firsching.

Grundlage der verwendeten Werte und Zahlen sind Daten der Hans-Böckler-Stiftung – welche wiederum Angaben der Bundesanstalt für Arbeit genutzt hat – sowie eigene Berechnungen auf Basis dieser:
https://www.boeckler.de/tools/atypischebeschaeftigung/index.php



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