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„Es geht ums Wir“: Neujahrsempfang der Stadt Würzburg

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WÜRZBURG – Rund 350 Gäste begrüßte Oberbürgermeister Christian Schuchardt gemeinsam mit Bürgermeister Martin Heilig und Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg im Ratssaal zum diesjährigen Neujahrsempfang. Der ungewohnt chillige Reggae-Sound der Band „Roots Flavor“ brachte den ein oder anderen zum lockeren Mitwippen. In den folgenden Redebeiträgen ging es naturgemäß nicht nur um gute Laune, sondern auch um die unterschiedlichen Herausforderungen in 2024. Die bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, beleuchtete als Gastrednerin die anstehenden Aufgaben ihres neuen Ressorts.

 

Zunächst trat jedoch der Oberbürgermeister ans Rednerpult. „Es geht ums Wir“ überschrieb Schuchardt seine Ansprache, in der er nach geübter Tradition das vergangene Jahr Revue passieren ließ und einen Ausblick auf das noch junge Jahr 2024 warf.

 

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„Leider ist die Welt auch im letzten Jahr nicht friedlicher geworden. Kriege und Konflikte bestimmen die Nachrichtenlage, und deren tiefgreifende Auswirkungen sind auch in unserer Stadtgesellschaft zu spüren“, so Schuchardt. Der Krieg gegen die Ukraine werde mit unerbittlicher Härte von Putin weitergeführt und dauere nun schon bald zwei Jahre an. Das ukrainische Volk leide weiterhin unter diesem barbarischen Angriffskrieg. Als Stadträte und Oberbürgermeister könne man sich glücklich schätzen, auf engagierte, mitdenkende und anpackende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stadtverwaltung bauen zu können. Darüber hinaus ist es aber unsere hilfsbereite und weltoffene Stadtgesellschaft, und das sind Sie verehrte Gäste, die das „es geht ums Wir“ verinnerlicht hat. Dafür danke ich Ihnen allen herzlich im Namen derjenigen, denen wir so helfen können, nämlich den Kriegsopfern!“, so Schuchardt.

 

Neben der Aufgabe, den geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern bei uns eine sichere Bleibe anzubieten, nehme man auch die Rolle und damit Verantwortung als noch recht junge Partnerstadt der ukrainischen Stadt Lviv wahr. Die Erlebnisse seines letzten Besuchs in Lviv im Dezember schilderte er mit bewegten Worten: „Es fällt so schwer, Blumen auf dem Friedhof niederzulegen wie kaum etwas in den knapp zehn Jahren, in denen ich diese Stadt vertreten darf. Denn die Gespräche mit Müttern und den Frauen von mittlerweile über 600 Gefallenen sind kaum in Worte zu fassen. Und 600 ist nur die Zahl derjenigen, von denen die Erkennungsmarken gefunden wurden.“

 

Auch auf den grausamen Terror-Angriff der Hamas auf die israelitische Zivilbevölkerung am 7. Oktober letzten Jahres – eine weitere traurige

Zäsur in der Weltpolitik – ging der Oberbürgermeister in seiner Ansprache ein. Er verurteilte die kaltblütige Ermordung israelischer Zivilisten, den anhaltenden Missbrauch der im Gaza-Streifen lebenden Menschen als Schutzschild und die noch andauernde Geiselnahme von über 130 aus Israel in den Gazastreifen verschleppter Menschen. Dem Auftrieb des Antisemitismus in Deutschland stellte er sich entschieden entgegen und versicherte dem anwesenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland und Ehrenbürger Würzburgs, Dr. Josef Schuster, uneingeschränkte Solidarität – sowohl der Stadt als auch seine ganz persönliche. „Es kann nicht oft genug gesagt werden: Der Schutz jüdischen Lebens und die Bekämpfung von Antisemitismus sind für Deutschland fundamental und zu Recht Staatsraison! Wir tragen in Deutschland eine immerwährende Verantwortung, gegen jede Form von Diskriminierung aufzustehen.“ Langanhaltender Applaus begleitete diese Solidaritätsadresse.

 

Als sichtbares Zeichen dafür nannte der Oberbürgermeister die Einführung des Jehuda Amichai Literaturpreises, die Prägung des Neujahrsdukaten der Sparkassen Stiftung zu Ehren Amichais und zahlreiche Straßenumbenennungen. Sie trugen die Namen von Personen, deren aktive Lebensphase in die NS-Zeit fällt und von denen anzunehmen ist, dass sie sich in dieser Zeit unentschuldbare Handlungen zuschulden kommen ließen.

 

Einige Projekte der Stadtentwicklung des letzten Jahres stellte Schuchardt heraus, so schreite die Konversion am Hubland stetig voran. Hier wird bis Ende 2026 ein Ärztehaus entstehen, das den Stadtteil komplettiert. „Durch den Bau der Mehrfamilienhäuser auf dem rund 8.000 m² großen Grundstück im Quartier V entstehen so rund 160 Wohnungen“, freut sich Schuchardt.

 

Auch für die jüngsten Mitglieder unsrer Stadtgesellschaft „gehe es ums Wir“. Sie bräuchten Räume, in denen sie sich entfalten und behütet erste soziale Kontakte knüpfen könnten. „Um dem steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder gerecht zu werden, haben wir gleich vier Kita-Bauprojekte im Stadtgebiet aufs Gleis gesetzt. So entstehen in den Kitas HUB13, Brüsseler Straße, Löwenbrücke und Sternwarte bereits oder perspektivisch insgesamt fast 350 zusätzliche Plätze für die Kinder unserer Stadt“, führte der Oberbürgermeister aus.

 

Für die wirtschaftliche Entwicklung Würzburgs gibt es – den allgemeinen konjunkturellen Rahmenbedingungen zum Trotz – gute Nachrichten. Als Beispiele nannte Schuchardt die Fertigstellung des 2. Bauabschnittes der Deutschlandzentrale der XXXLutz-Gruppe am Heuchelhof, den Bau des Europäischen Entwicklungszentrums von Garmin im Gewerbegebiet Skyline Hill und die Fertigstellung des SkyOne Office der Firma EKC und dem Verwaltungsgebäude des Bezirks Unterfranken. Die jüngst bekannt gewordene, erneute Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof bezeichnete Schuchardt als herben Schlag zunächst für die Mitarbeitenden, die nun erneut um ihre Arbeitsplätze bangen müssen, aber auch für die Attraktivität der Innenstadt Würzburgs. Die Besucher- und Umsatzzahlen des Standortes Würzburg geben jedoch Anlass zur Hoffnung.

 

„Auch unsere eigenen städtischen Finanzen geben trotz steigender Belastungen Anlass, guten Mutes in die Zukunft zu blicken“, leitete Schuchardt zur Aufstellung des Haushalts 2024 über. „Trotz einer äußerst restriktiven Einplanung der Ausgaben, einem gesteigerten Optimismus und kaum mehr vertretbaren Ansatzerhöhungen bei den Einnahmen musste auf die Rücklagen zurückgegriffen werden. Nur so konnten wir einen Haushaltsausgleich herbeiführen.“

 

Trotz schwieriger Haushaltslage wurden zusätzliche Gelder für soziale Organisationen und Menschen in Notlagen bereitgestellt – „denn hier „geht es ganz besonders ums Wir“, so der Oberbürgermeister. Die Tafel Würzburg erhält 2024 zum ersten Mal einen städtischen Zuschuss, die Mittel für die Wärmestube für Obdachlose steigen ebenso wie die Unterstützung für die Bahnhofsmission. Die kommunale Sonderförderung der Betriebskosten von Kindertageseinrichtungen freier Träger wurde um 600.000 Euro erhöht. Und für die Neugestaltung und den Unterhalt von Spiel- und Bolzplätzen hat der Stadtrat dem Gartenamt zusätzliche 300.000 Euro zur Verfügung gestellt.

 

Ein Bereich, in dem es per se „ums Wir gehe“, sei der Sport, so Schuchardt.

Wer Sport im Verein ausübt, lernt durch Achtsamkeit, Regeln und Disziplin Werte für das Leben. Der Sport verbindet, inkludiert und integriert. „Wir werden weiterhin ein zuverlässiger Partner der Sportvereine bleiben“, versicherte Schuchardt.

 

Als eine der größten und die essenzielle Aufgabe unserer Zeit bezeichnete Schuchardt den Klimaschutz und die Klimaanpassung. Auch hier habe man umfangreiche Mittel bereitgestellt und sei auf einem guten Weg, extremer Wetterereignissen Herr zu werden. „Für uns als Stadt Würzburg bedeutet das, dass wir nicht zögern dürfen und in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung entschieden handeln müssen“, so der Oberbürgermeister.

 

Für das kommende Jahr wünschte sich der Oberbürgermeister, „dass wir wieder vermehrt Gemeinschaft leben, aufeinander zugehen und andere Meinungen respektieren – auch wenn wir sie nicht teilen. Gerade in einer Zeit der drohenden Polarisierung müssen wir uns darauf besinnen, was uns verbindet, was den Zusammenhalt ausmacht – denn „es geht ums Wir!“

 

Als Gastrednerin konnte Oberbürgermeister Christian Schuchardt diesmal eine „waschechte“ Würzburgerin begrüßen. Judith Gerlach ist in Würzburg geboren und verbrachte hier auch fast ihr halbes Leben – zuletzt während der Studienzeit. Schuchardt betonte, dass das neue Amt im Kabinett Söder und das Ressort „Gesundheit, Pflege und Prävention“ für eine Stadt mit der Struktur und der Infrastruktur Würzburgs ein besonders wichtiges Ressort sei. Schuchardt ist davon überzeugt, dass die bisherige Digitalministerin hier sehr erfolgreich arbeiten wird Judith Gerlach betonte in ihrer Rede: „Auch 2024 wird ein Jahr voller Herausforderungen. Das gilt zum Beispiel für unsere Kliniken, denen vor allem gestiegene Energiekosten, Tarifsteigerungen und die Inflation zu schaffen machen. Deshalb fordert Bayern gemeinsam mit anderen Ländern von der Bundesregierung ein Soforthilfeprogramm in Höhe von fünf Milliarden Euro.“

 

Die Ministerin fügte hinzu: „Auch die Pflege bleibt eine große Herausforderung. Der Bedarf an Pflegeplätzen steigt. Wir brauchen deshalb nicht nur mehr Pflegekräfte, sondern auch mehr individuelle Angebote für Menschen mit Pflegebedarf. Mit dem Förderprogramm ‚Pflege im sozialen Nahraum‘ unterstützt der Freistaat Bayern erfolgreich die Schaffung neuer oder umgebauter Pflegeplätze.“

 

Gerlach ergänzte: „Wir werden auch verstärkt einen Schwerpunkt auf das Thema Prävention legen, denn: Jeder von uns will möglichst lange gesund bleiben. Und jeder kann seinen Beitrag leisten, dieses Ziel zu erreichen – selbst wenn es nur kleine Schritte sind.“

BU: Kommunalpolitik empfängt Landespolitik: Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Gesundheitsministerin Judith Gerlach, Bürgermeister Martin Heilig (v.l.) beim Neujahrsempfang der Stadt Würzburg

 

Foto: Georg Wagenbrenner

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